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Reparieren statt wegwerfen: Elektroschrott vermeiden

Sicher haben Sie es auch schon beobachtet: Früher haben Toaster, Kühlschrank, Fernseher oder andere Elektrogeräte länger gehalten als heute. Aus diesem Grund und durch ein Überangebot an neuen Geräten zählen vor allem Elektrokleingeräte zu den am häufigsten verkauften Konsumgütern. Teilweise billig produziert, verfügen solche Geräte oftmals über eine sehr überschaubare Lebensdauer. Häufig entscheiden sich Verbraucher*innen gegen eine Reparatur, weil es günstiger und unaufwändiger ist, ein Gerät komplett zu ersetzen. Eine Entscheidung mit Folgen: In Deutschland wandern jährlich eine halbe Millionen Tonnen ausgediente Elektro- und Elektronikgeräte in den Müll – mit teils schwerwiegenden Folgen für Mensch und Umwelt.

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Gut, dass es inzwischen immer mehr Repair Cafés gibt, in denen man defekte Geräte unkompliziert und meist sogar kostenfrei selbst reparieren kann. Lesen Sie hier, wie Sie Elektroschrott vermeiden, welche umweltschonenden Alternativen zur Entsorgung es gibt und warum die Entwicklung geeigneter Entsorgungs- und Recyclingstrukturen so wichtig ist.

Elektroschrott vermeiden: Jede Reparatur zählt

Geht ein Elektrogerät kaputt, scheint es oft bequemer, es direkt durch ein neues zu ersetzen. Schließlich entwickelt sich die Technik ständig weiter und bringt am laufenden Band neue Modelle heraus, die oft mehr Energieeffizienz versprechen.  Dies ist jedoch ein Trugschluss, der aus Umweltgesichtspunkten oft nicht zutrifft.

So verbrauchen Neugeräte zwar weniger Strom und Wasser. Trotzdem dauert es meist Jahrzehnte, bis die bessere Energieeffizienz die Umweltbelastungen aufwiegt. Grund dafür ist der hohe Ressourcenaufwand bei der Herstellung neuer Geräte.

Ein Beispiel: Die „ökologische Rückzahldauer“ einer neuen Waschmaschine liegt laut Stiftung Warentest bei ca. 40 Jahren – länger als die Lebensdauer der Maschine selbst.

Darüber hinaus wird nur ein geringer Teil der oft sehr umweltschädlichen Elektronikabfälle ordnungsgemäß recycelt. Die überwiegende Mehrheit gelangt über illegale Schiffsrouten in Entwicklungs- und Schwellenländer. Dort „gewinnen“ vor allem Kinder unter unwürdigen Arbeitsbedingungen Metalle wie Eisen, Stahl, Kupfer und Aluminium aus den nicht mehr funktionstüchtigen Geräten. Nicht nur ihre Gesundheit, auch die Umwelt leidet dabei extrem. So werden nicht verwertbare Restteile verbrannt oder in der Natur entsorgt, wo sie Böden langfristig verseuchen und Gewässer verschmutzen.

Tipp: Einen schonungslos ehrlichen Einblick in das Geschehen vor Ort bietet die Dokumentation „Welcome to Sodom„.

Elektroschrott vermeiden mit Repair Cafés

Ein defektes Gerät selbst zu reparieren, bringt Laien jedoch oft an ihre Grenzen. Auch ist die Reparatur durch Expert*innen meist verhältnismäßig teuer.

Aus diesem Grund wurden in den letzten Jahren immer mehr sogenannte Repair Cafés gegründet. Hier unterstützen handwerklich begabte Helfer*innen die Besucher*innen ehrenamtlich bei der Reparatur ihrer defekten Elektrogeräte. Bis auf die Kosten für mögliche Ersatzteile ist die Reparatur in vielen Repair Cafés kostenfrei, die Betreiber*innen freuen sich aber über Spenden.

Möchten Sie ein Repair Café aufsuchen, sollten Sie nach Möglichkeit vorab einen Termin vereinbaren: Das Konzept erfreut sich großer Beliebtheit. Eine Liste aller Repair Cafés in München und Umgebung finden Sie hier.

Wer darüber nachdenkt, selbst aktiv zu werden und eine Repair-Initiative zu gründen, kann sich dazu vom Netzwerk Reparatur-Initiative beraten lassen.

Elektroschrott fachgerecht entsorgen

Ist trotz aller Bemühungen keine Reparatur mehr möglich, sollten Sie Ihre Altgeräte fachgerecht entsorgen. Denn in vielen defekten Elektrogeräten stecken wertvolle und teils seltene Rohstoffe, die recycelt werden können.

So können aus einem herkömmlichen Mobiltelefon im Durchschnitt ca. 250 Milligramm Silber, 24 Milligramm Gold und kleine Mengen an Palladium und Platin entnommen und in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden.

Irreparabel defekte Elektrogeräte können Sie beispielsweise beim örtlichen Wertstoffhof abgeben. Auch Elektromärkte ab einer Ladenfläche von mindestens 400 Quadratmetern sind verpflichtet, Elektrokleingeräte bis zu einer Kantenlänge von 25 Zentimetern kostenlos zurückzunehmen. Zum 1. Juli 2022 wurde diese Rücknahmepflicht außerdem auf Lebensmittelhändler wie Supermärkte und Discounter ausgeweitet. Die Bedingung: Die Ladenfläche muss größer sein als 800 Quadratmeter und der Markt muss mehrmals jährlich oder dauerhaft Elektrokleingeräte zum Verkauf im Laden anbieten.

Wenn Sie unsicher sind, ob Sie kaputte Elektrogeräte in Ihrem Supermarkt abgeben können, fragen Sie am besten vor Ort im Laden nach.

Elektrogeräte, die größer sind als 25 Zentimeter Kantenlänge, müssen Händler*innen kostenlos zurücknehmen, wenn Sie dort ein Gerät der gleichen Geräteart neu kaufen.

Wenn Sie alte Handys umweltfreundlich entsorgen möchten, können Sie diese zum Beispiel per Post an die Initiative Handys für die Umwelt senden. Die gespendeten Handys werden zur Wiederverwendung aufbereitet oder hochwertig recycelt.

Geplante Obsoleszenz: Geräte mit verkürzter Lebensdauer?

Die Industrie selbst scheint die globale Elektroschrott-Problematik noch zu fördern. So beobachten Verbraucher*innen seit vielen Jahren, dass Elektrogeräte immer schneller kaputtgehen. Gleiches gilt auch für andere Konsumgüter wie Kleidung oder Glühbirnen

Die Theorie: Hersteller verkürzen die Lebensdauer ihrer Produkte mittels eingebauter Mängel gezielt, um die Nachfrage nach neuen Geräten anzukurbeln.

Man spricht bei der künstlich herbeigeführten Produktalterung von geplanter Obsoleszenz. Auch das Umweltbundesamt stellt fest, dass sich die Nutzungsdauer der meisten elektronischen Geräte immer weiter verkürzt. Das Amt fordert daher eine Art Mindesthaltbarkeit für Elektro- und Elektronikgeräte. Zusätzlich werden viele Geräte ersetzt, obwohl sie noch gut funktionieren.

Neben der Einführung einer Mindestlebensdauer und einer Verbesserung der Informationslage liegt es hier auch in der Verantwortung von uns Verbraucher*innen, unsere Elektrogeräte wann immer möglich zu reparieren und ihre Lebensdauer zu verlängern. Auch auf den Kauf von Elektrokleingeräten zu Spottpreisen, hergestellt von Menschen in prekären Lebensumständen, sollten wir nach Möglichkeit verzichten. Nur so kann es gemeinsam gelingen, andere Länder von unserem Müll zu befreien und faire und klimagerechte Lieferketten für langlebige Elektronik zu ermöglichen. Denn auch hier bestimmt die Nachfrage das Angebot.