- Mensch & Umwelt
Fixing For Future: „Reparieren statt Wegwerfen“ als Schulfach
Oft gibt der Preis, das Design oder die neue Funktionalität bei Neuanschaffungen den Ausschlag zum Kauf. Doch wie ist es um die Langlebigkeit von Alltagsgegenständen bestellt und lässt sich ein Gerät auch reparieren?
Dieser Frage und mehr gehen die Schüler*innen der Rudolf-Steiner-Schule in München in ihrer Reparatur-Werkstatt auf den Grund. So erweitern sie ganz realitätsnah und praxisbezogen den Bezug zu Ressourcenschutz, Nachhaltigkeit und unterwandern Obsolenzstrategien der Industrie.
So erfolgreich, dass das Projekt sogar ausgezeichnet wurde.
Die Schüler*innen-Reparatur-Werkstatt
Ein Projekt der Rudolf-Steiner-Schule für mehr Reparaturkompetenz und den achtsamen Umgang mit Gebrauchsgegenständen.
Seit über 6 Jahren gibt es die Reparatur-Werkstatt an der Münchner Leopoldstrasse in den Räumlichkeiten der Rudolf-Steiner-Schule. Sie ist offen für alle, die ihre defekten Alltags- und Gebrauchsgegenstände vor einer allzuschnellen Entsorgung retten möchten. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Suffizienz in Zeiten des Klimawandels geleistet. Suffizienz steht im Nachhaltigkeitskontext für das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch. Energie und Material einzusparen bedeutet dabei, Dinge achtsam zu behandeln, Reparaturkompetenz zu entwickeln und sie dadurch so lange wie möglich zu nutzen, und – falls der Tod der Dinge unvermeidbar ist – diese dem Rezyklierkreislauf, also den Wiederaufbereitungsprozessen für enthaltene Rohstoffe, zu übergeben. Damit werden Ressourcen geschützt und Treibhausgas-Emissionen vermieden.
In der Werkstatt untersuchen und reparieren Schüler*innen unterschiedlichster Jahrgangsstufen an 12 Arbeitsplätzen Technikgeräte, Möbel und Elektroteile und teilen untereinander eigenverantwortlich alle eingehenden Aufträge zur Reparatur auf, gehen auf Fehler- und Defektsuche und finden selbstständig heraus, wie und womit die Geräte am besten repariert werden können. Unterstützt werden sie dabei von ehrenamtlichen Helfer*Innen, die auch für die Beschaffung von Ersatzteilen zuständig sind.
„Wir haben alle den Mut bekommen, kaputte Sachen erst mal zu untersuchen, anstatt sie einfach wegzuwerfen.“
Sophie aus der 10. Klasse über die Schüler-Reparaturwerkstatt
Genau darum ging es Walter Kraus, Mathe- und Physiklehrer der Rudolf-Steiner-Schule, der als leidenschaftlicher Reparierer und Umweltschützer die Werkstatt 2016 ins Leben gerufen hat. Inspiriert wurde er dabei von Repair Cafés – meist temporär eingerichtete Selbsthilfewerkstätten für Bürger*innen zur Reparatur von defekten Alltags- und Gebrauchsgegenständen. Viele Repair Cafés sind Teil des Netzwerks Reparatur-Initiativen in Deutschland, deren Ziel es ist, durch Reparaturen Obsoleszenzstrategien, also im Herstellungsprozess geplanten Verschleiß oder Vegreisung von Produkten, zu unterlaufen und die Nutzungsdauer von Gebrauchsgütern zu verlängern. Wer selbst ein Repair Café gründen möchte, erhält vom Netzwerk Beratung, Anleitung und Unterstützung.
Reparieren macht Schule
Das selbstständige Tüfteln und Kennenlernen von Funktionsweisen verschiedenster Geräte, Gegenstände und Technik schafft mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit und den Wert von Ressourcen. Deren Verbrauch bestimmt maßgeblich unsere Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) und deren Äquivalente (CO2e). Das kleine e steht dabei äquivalent für Treibhausgase, die mitunter weitaus potenter die Erderwärmung anheizen als CO2. Zu nennen sind hier z.B. Methan, Lachgas oder bestimmte Kältemittel. Je weniger Ressourcen, egal welcher Form, wir verbrauchen, desto weniger CO2e befeuern den Klimawandel.
Die Schüler*innen-Reparatur-Werkstatt ermöglicht es, nachhaltige Werte, wie Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Funktionalität, beim Kauf neuer Dinge in den Fokus zu rücken und damit ressourcenschonender zu handeln. Und auch der Kontakt mit Kund*innen, die eigene Serviceorientierung und Verbindlichkeit und die praktische Arbeit ermöglicht den Schüler*innen, ihre individuellen Kompetenzen zu erweitern und passende Lösungen für verschiedenste Herausforderungen zu entwickeln.
Dieser eigene pädagogische Ansatz verdient Anerkennung und so wurde das Projekt mit dem Nachhaltigkeitspreis 2019 von RENN Süd ausgezeichnet. Das RENN-Netzwerk unterstützt zivilgesellschaftliche Aktivitäten, die zu einer nachhaltigen Transformation der Gesellschaft beitragen.
Inspirierend und sehenswert: Ein TV-Team hat die Werkstatt besucht und mit Schüler*innen und den Macher*innen gesprochen. Zu sehen ist der daraus entstandene Beitrag für das Ländermagazin Bayern in der 3Sat-Mediathek. Hier ansehen


Nachhaltiges Handeln, um CO2e zu reduzieren und die Umwelt zu schützen ist Maxime und zugleich gesellschaftlicher Auftrag zur Bekämpfung des Klimawandels. Als Deutschlands erste Gemeinwohl-Bank fördern wir bei der Sparda-Bank München eG daher die Reparatur-Werkstatt mit Mitteln aus unserem Gewinn-Sparverein, um mehr Reflektions- und Gestaltungsräume zum praktischen nachhaltigen Handeln zu ermöglichen. Für die Gestaltung einer guten Zukunft für uns Alle.
Über unseren Gewinn-Sparverein spenden wir jährlich rund 2,5 Millionen Euro an gemeinnützige Projekte in der Region. Wie Sie selbst Gewinn-Sparer*in werden können, erfahren Sie hier.